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Geschrieben von Jürgen Schwörer,

Lösungen bei LTE-Funkstörungen – nicht nur für Karneval-Vereine

Lösungen bei LTE-Funkstörungen – nicht nur für Karneval-Vereine

Es ist mal wieder soweit: Die Karnevalssaison 2014 steht unmittelbar bevor. Zugegeben, ich bin absolut kein „Karnevals-Jeck“, aber ich merke es gerade daran, dass mich täglich Karnevals-Vereine anrufen und mir mitteilen, dass sie Störungen mit ihren Funksystemen haben.

Verständlicherweise, denn die Anlagen lagen nun fast ein Jahr im Schrank. In dieser Zeit wurde der Ausbau der LTE Sendemasten weiter vorangetrieben. Funksysteme bzw. Frequenzen, die letztes Jahr noch einwandfrei funktionierten, können dieses Jahr durchaus mit Störungen durch LTE behaftet sein.

Auf was muss ich denn nun bei meinem Funksystem achten?

Die wichtigste Frage lautet: In welchem Frequenzbereich arbeitet das System? Diese Info findet Ihr üblicherweise auf dem Empfänger oder im Batteriefach des Senders. Eventuell ist dort nur ein „Frequenzcode“, der das Band angibt, vermerkt. Dann helfen Euch die detaillierten Frequenztabellen auf unserer Webseite weiter: Frequenztabellen.

Welche Frequenzbereiche können weiterhin genutzt werden?

Ein störungsfreier Betrieb bei vorhandenem LTE Sendemasten ist im Bereich 823 – 832 MHz möglich. Kann Euer Funksystem in diesem Frequenzbereich betrieben werden, sollte dies störungsfrei funktionieren. Je nach verwendetem System können hier bis zu 8 Kanäle simultan verwendet werden. Alternativ kann auch das harmonisierte Band 863 – 865 MHz genutzt werden. Hier können allerdings maximal 4 Funksysteme parallel betrieben werden.
Ein Tipp, falls doch mal was stören sollte: LTE-fähige Smartphones sollten immer ausreichend Abstand zum Empfänger haben.

Was kann ich tun, wenn mein Funksystem im Bereich 790 – 820 MHz arbeitet?

Volltreffer: Hier arbeitet der  Downlink von LTE. Sprich, hier senden die LTE Sendemasten. Ein stabiler Betrieb eines Funksystems in der Nähe eines LTE Mastens wird kaum möglich sein. Ihr müsst nun also genau recherchieren, ob vor Ort LTE am Start ist.  Dies kann auf der LTE-Verfügbarkeits-Übersicht auf LTEmobile* recht einfach durchgeführt werden. Mit dieser Übersichtseite kann man genau sehen, wo sich LTE Sendemasten befinden. Im Umkreis von 9 km ist dann mit Störungen zu rechnen.

Wichtig ist nun noch zu wissen, welche Frequenzbereiche die unterschiedlichen Anbieter belegen:

  Downlink
O2 791 – 801 MHz
Vodafone 801 – 811 MHz
T-Mobile 811 – 821 MHz

Soll nun also ein Funksystem innerhalb eines (beispielsweise) Vodafone-Sendegebietes an den Start gebracht werden, muss der Bereich 801 – 811 vermieden werden. Es sollten also Frequenzen mit etwa 1 MHz Sicherheitsabstand zu diesem Bereich eingestellt werden.

Was kann ich tun, wenn mein Funksystem im Bereich 838 – 862  MHz arbeitet?

In diesem Bereich befindet sich der LTE Uplink, d. h. der Frequenzbereich, in dem LTE-fähige Smartphones senden. Solange sich also keine LTE-fähigen Smartphones in der Nähe befinden, sollte ein stabiler Betrieb möglich sein. Aber für alle, die sich in der Nähe des Empfängers aufhalten, gilt: LTE ausschalten!

  Uplink
O2 832 – 842 MHz
Vodafone 842 – 852 MHz
T-Mobile 852 – 862 MHz

Aber mein Funksystem verfügt doch über eine Scan-Funktion, die mir freie Frequenzen sucht!

Schon, aber LTE ist ein digitales, pulsierendes Signal. Die Scan-Funktionen sind (meistens) nicht auf solche Signale ausgelegt. Eine Gewährleistung kann hier nicht getroffen werden. Sollte man aber nun vor Ort sein – ohne detaillierte Informationen bezüglich der LTE Lage –  so hilft ein mehrmaliges Scannen. Sollte immer wieder die gleiche freie Frequenz gefunden werden, kann man davon ausgehen, dass sich vor Ort kein LTE Sendemast in diesem Frequenzbereich befindet.

Was ist nun eine sinnvolle Lösung für die Zukunft?

Die „alte Regulierung“ läuft zum 31.12.2015 aus. Das bedeutet, dass die angesprochenen Frequenzbereiche ab 2016 nicht mehr legal genutzt werden dürfen. Deswegen empfehle ich abzuklären, ob das vorhandene Funksystem auf die LTE-Mittenlücke 823 – 832 MHz umgerüstet werden kann. Das lässt sich in folgendem PDF ganz einfach nachprüfen: Ümrüstbarkeit von Funksystemen. Sollte dies nicht möglich sein, bleibt leider keine langfristige Alternative zur Neuanschaffung.

Über den Autor

Jürgen Schwörer

Jürgen ist seit 2000 Applications-Engineer bei Shure und damit Ansprechpartner für alle technischen Fragen insbesondere über die Anwendung von Mikrofonen, Funkmikrofonen und In-Ear-Monitoring – aber auch Mischer, Konferenzanlagen und Phono-Nadeln. Durch sein Elektrotechnik Studium „Bild- und Tontechnik“ an der Universität Karlsruhe erlangte Jürgen die theoretischen Grundlagen. Jürgen ist aber selbst Musiker (Klavier/Keyboard, Gitarre, Cajon) und kennt die Branche auch von der aktiven Seite auf der Bühne.

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